SPECQUE 2015

Ein Bericht von Michelle Willuth 

Nun ist sie vorbei die SPECQUE. – „ Die was? Speck?“. Nein die SPECQUE – „ Simulation du Parlement Européen Canada, Quebec, Union Européenne“, einer der größten französischsprachigen Simulationen des europäischen Parlaments der Welt. Sie fand dieses mal vom 2.- 9.August 2015 in Lille statt.

Dieses Jahr reisten besonders viele Teilnehmer aus aller Welt an: Kanada, Libanon, Ukraine, Senegal, Haiti, Italien, Frankreich, Deutschland, Bulgarien, Polen, Belgien… Es würde zu lange dauern alle aufzuzählen. Ebenso würde es zu lange dauern, die 160 höchst motivierten Teilnehmer und deren Profile zu präsentieren.

Zusammengefasst: Wow! In dieser Welt gibt es viele Studierende die sich für die EU interessieren, die ganz schön was auf dem Kasten haben und ziemlich beeindruckende Reden halten können. Nicht immer auf ihrer Muttersprache.

Nun aber zum Ablauf der Woche. Zunächst wurden wir schon im Voraus auf bestimmte Aufgabenbereiche aufgeteilt: Abgeordneter, „Rapporteur“, „Président de comission“, „Asseseur juridique“, „Comissaire“, Lobbyist, Journalist, Fotograf und das Präsidium.

Die Münsteraner Delegation schlüpfte in die Rolle von Abgeordneten und wurde in verschiedene Fraktionen aufgeteilt: S&D (Jana Müller, Claire Struss und Cédric Hornung), ALDE ( Philippe Doliger) und PPE (Michelle Willuth).

Anschließend galt es verschiedene Themenbereiche aufzuarbeiten. In der Kommission EMPL (Arbeit und Soziales) ging es um die „travailleurs détachés“, Arbeiter die im Ausland innerhalb der EU arbeiten. Es wurde heftig diskutiert und es kam sogar zu einer Demonstration (angezettelt durch einige Lobbyisten) der Linken, Sozialisten und der Grünen. In den Diskussionen wurde über die Bedingungen von George, einem fiktivem Arbeiter diskutiert und die Fraktionen konnten sich nur sehr schwer auf einen Konsens einigen.

Ebenso hitzig ging es in der Kommission IMCO (Binnenmarkt und Schutz der Konsumenten) weiter. Hier wurde über ein gesamteuropäisches Netz gesprochen. Die Auslandstarife sollen nun innerhalb der EU abgeschafft werden. Die Sozialisten waren für eine sehr zügige Abschaffung; die Rechte wollte aber in erster Linie die europäischen Firmen schützen und deshalb den Prozess verzögern. Der ALDE wurde in den Plenarsitzungen wohl am meisten vorgeworfen. O-ton: „ Die ALDE ändert ihre Meinung wie ihre Unterhose…“. Armer Philippe!

In der Kommission LIBE (Zivilfreiheit und Justiz der internen Angelegenheiten) ging es um die Flüchtlingspolitik der EU und deren Grenzpolitik. Auch hier äußerten die Abgeordneten ihre Bedenken über die Prozesse und Akteure der Grenzpolitik. Immer wieder ging es in den Debatten um die zukünftige Rolle der Institution Frontex.

Last but not least wurde in der Kommission AFET (Außenpolitik der EU) über eine neue europäische humanitäre Strategie debattiert. Die Abgeordneten einigten sich schnell über die wesentlichen Aspekte des Textes. Dennoch führten Begriffe wie Neutralität, Politisierung der Hilfe und Neo-Kolonialismus im Text zu längeren Debatten.

In den Plenarsitzungen wurden schließlich alle Texte debattiert und über sie abgestimmt. Was für ein Gefühl vor 160 Leuten zu sprechen, zu versuchen sie mit deinen Argumenten zu überzeugen und dabei gefilmt oder fotografiert zu werden. Ich dachte ich bleibe cool und selbstsicher in allen Situationen. In diesen Momenten spielte mein Herz aber verrückt.

Bei den Abstimmungen konnte die Koalition der Rechten einige ihrer Veränderungen durchbringen und gewann mit einer sehr knappen Mehrheit: 63 zu 62. Bei der ersten Abstimmung stand es unentschieden, da ein Abgeordneter eingeschlafen war. Ganz so wie manchmal im richtigen Parlament.

Außerdem wurden noch über verschiedene Resolutionen der Delegationen gesprochen. Es wurden Themen behandelt, wie die Verbesserung der Situation von Menschen mit Behinderung, eine automatisierte Organspende aller EU-Bürger, eine bessere Kontrolle von Kampfrobotern, ein Taubenverbot und die Auflösung der griechischen Schulden.

Auch beim Abendprogramm hatten sich die Organisatoren der SPECQUE sehr viel Mühe gegeben. Unter anderem wurde ein Büffet für uns im „Palais des Beaux-Arts“ organisiert und die stellvertretende Bürgermeisterin von Lille hielt eine Rede, da Martine Aubry leider im Urlaub war. Am Mittwoch picknickten wir alle zusammen in der Citadelle und am Donnerstag verbrachten wir den Abend in der Australian Bar. Auch sonst haben wir die Bars der Stadt erkundet und ich habe einem der Haitianer seinen allerersten Kebab spendiert. Letzteres wurde sogar auf der Website des Kebabladen veröffentlicht. Der letzte Abend ist allerdings besonders gut gelungen. Wir wurden vom „Comte“ in sein beeindruckendes Schloss in Belgien eingeladen und durften nach einer persönlichen Führung, auf seinem Anwesen dann bis spät in die Nacht feiern. Es wurde extra ein Zirkuszelt aufgebaut in welchem wir tanzen konnten und es gab überragendes Essen vom Grill.

Kurzum bei der Specque gab es viel zu tun und das meiste war auf die Minute genau geplant. Zwischen Plenar-, Fraktion-, Kommission- und Krisensitzungen, Pressekonferenzen, Flurpolitik und dem Abendprogramm kam wohl nur eines zu kurz: Der Schlaf!

Ich möchte mich hiermit nochmals bei Philippe Doliger, unserem Delegationsleiter herzlich bedanken: Danke für die Arbeit und Energie die du in dieses Projekt gesteckt hast und vor allem für deine Geduld! Ich möchte mich bei meiner Delegation in Allgemeinen bedanken, da ihr nun nicht mehr nur Kollegen seid, sondern auch Freunde. Ich möchte mich bei den Organisatoren der SPECQUE bedanken und allen Studierenden aus aller Welt, die an der Simulation teilgenommen haben. Schöne Sommerferien!

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